23. Juli 2019
High End Snacking
Zwei neue Wiener Lokale geben kulinarisch überzeugende Antworten auf die Erosion der traditionellen Mahlzeitenstruktur
WIEN. „Snackification heißt das Zauberwort“ betitelt die Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung ihren Artikel zum aktuellen Foodreport 2020, in dem Hanni Rützler das Ende der Mahlzeiten (wie wir sie kennen) analysiert und diese Entwicklung an zahlreichen Best Practice-Beispielen illustriert.
Mayer & Freunde und Albert
Mit schnellen Lösung für Heißhungerattacken oder süßen Belohnungen, mit fettigen Chips, zuckrigen Schoko- und Müsliriegel oder salzigem Knabbergebäck hat diese Entwicklung aber nichts zu tun. Was früher unter „Snacken“ firmierte, wird heute oft zum eigentlichen Essen. Man isst, wenn man Zeit, Lust und Gusto hat, und genießt – auch allein – immer häufiger einfach ein kleines Gericht zwischendurch.
„Was früher unter Snacken firmierte wird heute oft zum eigentlichen Essen“ (Hanni Rützler, Foodreport 2020)
Dass es beim Essen immer flexibler, spontaner, individueller und dennoch kulinarischer zu geht, zeigen weltweite High-End-Gastro-Konzepte. Auch zwei neue Gourmet-Hot-Spots in Wien, die erst nach Redaktionsschluss des Foodreports 2020 eröffnet haben. „Mayer & Freunde“, das Feinkostgeschäft mit Tagesküche im Herzen der Donaumetropole und die Bistro-Bar „Albert“ in der gleichnamigen Gasse im 8.Bezirk, die Maître Mario Bernatovic mit augenzwinkerndem Understatement ein Ganztagsnachbarschaftslokal nennt, in dem es vom (späten) Frühstück bis zum nächtlichen Bar-Food alles gibt, was dem spontanen Esser entgegen kommt. Vom Butterbrot mit Sardellen über Beef Tatar, Curry, Pasta und Pokebowl bis zu den Lammbratwürsten mit Humus, die schon in kurzer Zeit zum Markenzeichen des Albert wurden.
„Jedes Lebensmittel, jeden Speise kann zu einem Snack werden. Und jede Speise kann an einem Tag ein Snack, an einem anderen eine Mahlzeit sein.“ (Hanni Rützler, Foodreport 2020)
Große Küche auf kleinen Tellern
Große Küche auf kleinen Tellern, Mini-Mahlzeiten in Sterneküchenformat serviert auch Alexander Mayer, der gemeinsam mit seiner Frau Nathalie Le Reun beim Stephansplatz ein Feinkostlokal mit Tagesküche betreibt. Zwischen 11 und 17 Uhr werden vier bis fünf wechselnde Speisen angeboten – je nachdem was der Markt gerade hergibt. Am weiß gefließten Gemeinschaftstisch finden rund 20 Personen Platz. Reservierungen gibt es nicht, sodass man sich, wenn man ein freies Plätzchen findet, spontan für einen kleinen Imbiss oder ein ganzes Menü entscheiden kann. Notfalls kann man sich aus der Vitrine mit Butter, Schinken, Speck, Würsten oder Käse ein Take Away fürs Büro einpacken lassen.
Link zum Artikel in der Allgemeinen Hotel- und Gastronomie-Zeitung
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Fixe Mahlzeiten strukturierten lange Zeit den Alltag und – durch die Festlegung der Reihenfolge der Speisen – auch das Essen selbst. Heute lösen sich definierte Essenszeiten zunehmend zugunst spontaner Essgelegenheiten auf, die nicht an bestimmte Zeiten gebunden sind (Quelle: Foodreport 2020)